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Tagebuch einer BDSM-Anhängerin "Ich lasse mich gern fesseln und bestrafen - doch ein Mann überschritt meine Grenze" - Sir Mike - Dominanz in Perfektion
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Tagebuch einer BDSM-Anhängerin „Ich lasse mich gern fesseln und bestrafen – doch ein Mann überschritt meine Grenze“

Jul 02 2018

Tagebuch einer BDSM-Anhängerin „Ich lasse mich gern fesseln und bestrafen – doch ein Mann überschritt meine Grenze“

Alice sucht sich im Internet Männer aus. Dabei will sie keinen Partner für eine Beziehung, sondern einen BDSM-Kontakt. Bei FOCUS Online erzählt sie in Tagebuch-Form ihre Geschichte. Der erste Mann soll dominant sein, sie sexuell im Griff haben. Doch dann gerät alles aus den Fugen.

Es soll ein harmloses Blind Date werden: Ein Treffen an einem gewöhnlichen Samstagnachmittag im Café. Ich denke, das ist kein großes Risiko. Was soll tagsüber in der Öffentlichkeit schon passieren?

Den Mann, mit dem ich verabredet bin, habe ich zwei Wochen zuvor über ein Online-Dating-Portal kontaktiert, das sich speziell an Anhänger des BDSM richtet (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism). „Ich schätze dominante Männer, die mich sexuell im Griff haben“, schreibe ich in mein Profil.

Ich lasse mich gerne fesseln, bestrafen und disziplinieren

Ich bezeichne mich selbst als „bottom“, das heißt passiv und unterwürfig, im Unterschied zu „top“ – der aktiveren Rolle, die der führende Partner in BDSM-Spielen einnimmt. Alter oder persönlicher Hintergrund meiner Spielgefährten sind für mich dabei nebensächlich. Ich bin in erster Linie an sexuellen Kontakten interessiert, nicht an einer festen Beziehung.

Ein Code führt die Besucher meines Profils zu einem detaillierten Fragen-Katalog, der über meine Vorlieben und Grenzen informiert. Ich lasse mich gerne fesseln, bestrafen und disziplinieren – das gebe ich freimütig zu. Entführungsrollenspiele und inszenierte Vergewaltigungen dagegen – eine häufige Phantasie der Männer – sind nichts für mich, da es dabei meist unmittelbar zur Sache geht. Ich brauche viel Vertrauen, um mich einem Mann auszuliefern. Dazu gehört für mich auch, dass man sich erst einmal in Ruhe kennenlernt.

Der Treffpunkt ist einsamer als erwartet

Der Mann, der sich Mr. X nennt, gibt an, meinen Vorlieben zu entsprechen. Er ist verheiratet und daher ebenfalls nur an einer Affäre interessiert. Es folgen ein reger E-Mail-Austausch und ein Telefonat – die Chemie scheint bei uns zu stimmen. Als Treffpunkt für unser erstes Date schlägt Mr. X den Parkplatz eines Cafés etwas außerhalb vor, wo niemand uns kennt. Dort, so der Fremde zu mir, wird er mir eine Bedenkzeit gewähren, ob ich ihn als meinen „Dom“ akzeptieren will oder nicht. Ich bin einverstanden.

Als ich zum vereinbarten Zeitpunkt an der Stelle eintreffe, ist der Ort einsamer als erwartet. Der Parkplatz grenzt an einen Spazierweg, wirkt jedoch verlassen. Das Café liegt einige hundert Meter entfernt. Kaum jemand ist an diesem regnerischen Tag unterwegs.

Ich bin im ersten Moment wie gelähmt

Der Mann, der lächelnd auf mich zukommt, ist deutlich älter als ich. Ich strecke ihm zur Begrüßung die Hand entgegen, doch statt sie zu ergreifen, hält er meinen Kopf fest und zwängt seine Zunge zwischen meine Lippen. Er küsst mich direkt, bevor wir uns auch nur begrüßen. Das überrumpelt mich völlig.

Von der Kälte durchgefroren, lasse ich mich dennoch überreden, mit ihm in sein Auto einzusteigen, wo er eine Flasche Sekt bereithält. Auf der Rückbank füllt er zwei Plastikbecher mit dem Getränk, stellt die Gläser aber zunächst beiseite. Stattdessen fordert er mich auf, es mir gemütlich zu machen. Doch bevor ich den Mantel ablegen kann, schiebt er auch schon seine Hände unter meinen Rock und in meine Strumpfhose. Ich bin so überrascht, dass ich zunächst gar nicht reagiere. Ich bin im ersten Moment wie gelähmt. Ich denke nur: Was passiert hier?

Es ist widerlich

Der Mann presst mich gegen die Tür und dringt mit den Fingern in mich ein. Als ich ihn daraufhin abwehre, versteht er das als Teil des Spiels. Er hält mich fest und glaubt offenbar, mich damit zu erregen.

Gleichzeitig steckt er mir grob die Zunge in den Hals. Es ist widerlich. Ich habe das Gefühl, ich muss mich gleich übergeben. Zum ersten Mal fühle ich mich tatsächlich vollkommen ausgeliefert – wie eine Puppe. Im BDSM gibt es normalerweise klare Regeln. Nichts darf gegen den Willen einer der beteiligten Personen geschehen. Hier aber hatte es im Vorfeld keine klaren Absprachen zu sexuellen Handlungen zwischen mir und Mr. X gegeben. Wir hatten ja noch nicht mal ein Safe Word vereinbart, mit dem ich ihn hätte stoppen können.

Einen kühlen Kopf bewahren

Der Mann ist so erregt, dass er meine Abscheu nicht wahrnimmt. Ich zwinge mich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Unter dem Vorwand, erst einmal mit ihm anstoßen zu wollen, gelingt es mir, ihn zurückzudrängen und in ein Gespräch zu verwickeln.

Ich frage ihn nach seinen beiden Kindern. Das scheint mir die beste Methode, um ihn zurück in die Realität zu holen. Anschließend überrede ich ihn zu einem Spaziergang. Er muss wohl glauben, ich hätte Lust auf Sex im Freien. Draußen gehen wir ein paar Schritte, doch als er mich in die Büsche ziehen will, wehre ich mich. Er wirkt irritiert und verärgert.

Im gleichen Moment kommen uns andere Spaziergänger entgegen. Ich nutze die Gelegenheit, mache kehrt und laufe zurück. Er kommt mir nicht hinterher.

Devotismus ist keine Einladung

Erst auf dem Heimweg wird mir bewusst, dass ich an der Lippe blute. Der Mann hat mich offenbar gebissen.

Am meisten verstört mich, dass er es für selbstverständlich hielt, dass er das alles dürfe. Aber eine unterwürfige Haltung allein ist noch keine Einverständniserklärung zum Sex. Devotismus ist keine Einladung.

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